Beziehungen leben

Geht man nahe Beziehungen zu anderen Menschen ein, tut man das als ganze Person, und dementsprechend spielt dann auch das gesamte Geburtshoroskop eine Rolle. Vor allem sind aber Venus und Mond die Planetenprinzipien, die die Themen anzeigen, denen man in Beziehungen begegnen wird.
Als innere Antriebe wollen sich beide mit anderen verbinden, haben dabei aber ganz unterschiedliche Motivationen und Verhaltensweisen. Während der Mond unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit, nach emotionaler Bindung, Sicherheit und Geborgenheit symbolisiert, geht es beim Venusprinzip um das, was wir als schön und begehrenswert empfinden, um Freude und Vergnügen und letztlich um persönliche Werte, die in Beziehungen einen Ausdruck finden sollen.
Betrachtet man die Venus bzw. ihre griechische Entsprechung Aphrodite mythologisch, wird sie zwar nach Zeus‘ Willen vermählt, lässt sich aber nur auf diejenigen ein, die sie selbst begehrt. Sie gehört sich selbst, ist sich ihres Wertes sicher und tut daher auch nichts, um geliebt zu werden.
Daraus abgeleitet, entspricht die astrologische Venus Beziehungen, die die persönlichen Werte eines Menschen widerspiegeln, wobei diese individuellen Werte auch durch Beziehungen definiert und entwickelt werden. Was man selbst mag, schätzt, liebt oder wodurch man am meisten Freude erfährt, zeigt sich in den Wünschen nach Partnern und Freunden, die zu diesen Werten passen, die ähnliche Dinge schätzen wie wir oder die ähnliche Vorstellungen von Freundschaft und Beziehung haben.

Im Mythos wie in der Astrologie hat die Venus eine körperliche und eine intellektuelle Seite. Sie ist Herrscherin im Erdzeichen Stier, das sinnlichen Genuss und greifbare Schönheit liebt, ebenso wie im Luftzeichen Waage, das sich auf gedanklicher Ebene gern mit Idealvorstellungen und persönlicher Ethik beschäftigt und nach Ästhetik und Harmonie sucht.
Grundlegend steht die Venus im Horoskop für das Selbstwertgefühl eines Menschen, dafür, sich selbst, so wie man körperlich und seelisch geschaffen ist, zu lieben und anzunehmen, und sich darin auch nicht von der Beurteilung durch andere abhängig zu machen. Es trägt zur Vielfalt und gegenseitigen Akzeptanz in einer Gesellschaft bei, wenn man sich selbst in seiner Individualität annehmen kann. Darüber hinaus wird man dadurch auch einen liebevollen Umgang mit sich selbst pflegen, was wiederum den Wunsch fördern wird, die Anlagen, die man mitbekommen hat, zu entwickeln und auf konstruktive Weise auszudrücken. Und schließlich ist die Fähigkeit, sich selbst zu lieben, eine wesentliche Grundlage, um andere lieben und positive Beziehungen zu ihnen unterhalten zu können.
Die Venus ist mythologischer Ausdruck des Archetyps weiblicher Sinnlichkeit und verführerischer Schönheit. Psychologisch symbolisiert sie das körperliche Vergnügen, Sinn für Ästhetik und persönlichen Geschmack, kreative Tätigkeiten, aber auch Strategie und Intellektuelles ebenso wie persönliche ethische Vorstellungen und Ideale.
Im Geburtshoroskop wird die Venus nach Zeichen, Haus und Aspekten zu anderen Planeten (und Achsen) gedeutet. Sie gibt Anhaltspunkte dafür, was man generell mag, wertschätzt und anziehend findet, was sich auf Personen wie auf Gegenstände, Landschaften, abstrakte Philosophien oder anderes beziehen kann. Gleichzeitig wird im Hinblick auf enge Beziehungen wesentlich zwischen den Geschlechtern unterschieden: Venus und Mond zeigen bei Männern das Suchbild für Partnerschaften, bei Frauen das Selbstbild in Partnerschaften. Beide Prinzipien stehen für das innere Bild des Weiblichen.
Analog dazu sind Sonne und Mars die Prinzipien, die mit dem inneren Bild des Männlichen in Beziehung stehen: Dementsprechend tragen sie bei Männern zum Selbstbild, bei Frauen zum Suchbild in Partnerschaften bei.
Bei beiden Geschlechtern beschreibt auch das Zeichen am Deszendenten die Eigenschaften, die in Beziehungen gesucht werden, neben Planeten im siebten Haus (der Deszendent bildet die Spitze des siebten Hauses, das dem Waage-Zeichen und dem Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen zugeordnet wird).

Vor allem die Aspekte der Venus zu anderen Planeten beschreiben, welche charakteristischen Erfahrungen in engen Beziehungen gemacht werden, auch welche Konflikte der betreffenden Person dort begegnen könnten.
Venus und Mond veranschaulichen, dass wir uns verbinden und anderen nahe sein wollen – aber als eigenständige Wesen möchten wir auch unsere eigenen Wege gehen, unsere individuellen Ziele verfolgen und Raum und Zeit für uns selbst haben. Mit jemandem eng verbunden und gleichzeitig ein Individuum mit abgegrenzter Identität zu sein, beschreibt das Dilemma zwischen Nähe und Freiheit, das heißt, die Herausforderung, in zwischenmenschlichen Beziehungen sowohl der Nähe als auch der persönlichen Freiheit Ausdruck zu geben. Auch wenn diese Herausforderung mehr oder weniger ausgeprägt jeden Menschen betrifft, gibt es im Geburtshoroskop bestimmte Aspektverbindungen, die einen Konflikt zwischen diesen Polen deutlich hervorheben und damit auch die Aufgabe bedeuten, zu einer fruchtbaren Lösung zu kommen.
Auch Zeichenbetonungen können diesen Konflikt anzeigen, wenn die Grundbedürfnisse verschiedener Zeichen sich aneinander reiben. Eine Betonung sicherheits- und näheliebender Zeichen könnte im Horoskop einer Betonung freiheitsliebender Zeichen gegenüberstehen. Verbindungen zwischen Planeten (Aspekte) haben aber grundsätzlich am meisten Gewicht.

Uranus stellt beispielsweise ein Prinzip dar, das zu den Bedürfnissen des Mondes, zum Teil auch zu denen der Venus, im Widerspruch steht. Mythologisch der Himmelsgott, der im Schöpfungsmythos seine hässlichen Nachkommen verstößt, assoziiert die Astrologie mit ihm eine psychische Energie, die Freiheit, Unabhängigkeit und Ungebundenheit möchte und Vorstellungen einer idealen, vollkommenen Welt hat. Bildet Uranus einen Quadrat- oder Oppositionsaspekt zur Venus, könnten enge Beziehungen sich spannungsreich gestalten, sofern nicht bewusst beiden Polen Raum gegeben wird. Die psychologische Astrologie betrachtet Aspekte zwischen Planeten als psychische Komplexe bzw. je nach Aspekt und beteiligten Prinzipien als innere Konflikte, und in diesem Fall besteht eine Reibung zwischen dem Bedürfnis, sich zu verbinden, und dem Bedürfnis nach Unabhängigkeit.
Mit Venus-Uranus im Quadrat oder in Opposition könnte es auch als schwer vereinbar empfunden werden, harmonisch Werte mit anderen zu teilen (Venus) und gleichzeitig unkonventionelle Wege zu gehen und neue Ideen einzubringen (Uranus), sowohl in nahen Beziehungen als auch in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Zwischen Mond und Uranus besteht bei solchen Aspekten die größere Reibung als zwischen Venus und Uranus, weil die instinktiven Bedürfnisse des Mondes nach emotionaler und körperlicher Nähe, Sicherheit und Zugehörigkeit dem uranischen Freiheitsdrang, dem ausschließlich geistigen Bereich der Ideen und Ideale, sehr gegensätzlich gegenüberstehen. Die Venus dagegen hat, wie wir gehört haben, neben der körperlichen auch eine intellektuelle Seite, die mit den uranischen Idealvorstellungen gut harmoniert.
Ist nun ein solcher Aspekt im Geburtshoroskop vorhanden, muss die damit verbundene Spannung dem Horoskopeigner nicht bewusst sein. Aspekte sind ins Gesamtbild aller Konstellationen eingebettet, und wenn beispielsweise viele andere Faktoren auf ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit hinweisen, wird sich der Betreffende vermutlich erst einmal mit dem Venus-Pol des Aspekts identifizieren und Uranus als von außen kommend erleben, d. h., er wird den Uranus-Pol projizieren. Nehmen wir als Beispiel an, ein Mann hat viele Planeten in Stier und Krebs, Aspekte der Venus zu Mond und Neptun (zwei Prinzipien, die die Getrenntheit überwinden und sich mit anderen verbinden wollen) und Venus im Quadrat zu Uranus. Wenn er sich seines eigenen Bedürfnisses nach Freiraum, nach einer gewissen Unabhängigkeit nicht bewusst ist, wird er möglicherweise Partnerinnen anziehen, die die uranischen Qualitäten ausdrücken und vielleicht etwas Unstetes, Unzuverlässiges an sich haben. Es könnte sein, dass in der Beziehung dann unbewusst eine Aufteilung der beiden Pole auf die beiden Partner stattfindet – der Partner, der die Venus auslebt, möchte Zweisamkeit und Intimität, der andere, der den Uranus-Pol übernimmt, fordert mehr Freiheit und Ungebundenheit, was viele Konflikte, Zurückweisung und Unzufriedenheit nach sich ziehen kann.
Der Venus-Uranus-Aspekt unseres Mannes könnte sich aber auch erst nach längerer Zeit in einer engen Beziehung bemerkbar machen und der Mann dann selbst nach mehr Eigenständigkeit, Unabhängigkeit und Raum für sich selbst drängen.
Dass Reibungsaspekte auf diese Art und Weise aufgesplittet werden, die Person sich mit der einen Hälfte identifiziert und die andere Hälfte projiziert, ist bei allen Quadrat- und Oppositionsaspekten möglich. Da das Ich keine inneren Widersprüche mag, wird der Konflikt auf diese Weise nach außen verlagert. Carl Gustav Jung meinte dazu: „Eine innere Situation, die man sich nicht bewusst gemacht hat, taucht außen als Schicksal auf.“ Wird man also immer wieder durch andere Menschen oder äußere Situationen mit denselben oder ähnlichen Themen konfrontiert, wäre ein Schritt zur Weiterentwicklung, sich zu fragen, was das mit einem selbst zu tun hat, vor welche Aufgaben man durch diese Situationen gestellt wird.

Zunächst ist also wesentlich, sich bewusst zu machen, dass man beide Bedürfnisse hat, nach Zusammensein ebenso wie nach Unabhängigsein. Beziehungen können dann entsprechend gestaltet werden, indem man sowohl Venus als auch Uranus berücksichtigt und beide miteinander verbindet.
Beispielsweise kann man darauf achten, ein eigenständiges Leben abseits der Beziehung zu führen, nicht nur beruflich, sondern auch sozial. Ein ausgeprägtes „Wir“ gefällt Uranus nur dann, wenn eine übergeordnete Idee dahintersteht, ein gemeinschaftliches oder gesellschaftliches Ziel. In einer persönlichen Beziehung möchte Uranus sich auch unabhängig fühlen können und nicht zu einem dauernden Wir verschmolzen sein.
Ein starker Venus-Uranus-Aspekt steht einer dauerhaften Bindung grundsätzlich nicht entgegen, es kann aber sinnvoll sein, die Möglichkeit zu schaffen, auch einmal ohne den Partner sein zu können. Lebt ein Paar zusammen, sollte es getrennte Wohnbereiche für jeden geben, in denen der jeweils andere nichts verloren hat. Ein Wohnen ausschließlich in gemeinsamen Räumen kann für Venus-Uranus früher oder später beengend werden.
Uranus steht für Unkonventionelles, daher hat es Sinn, in der Gestaltung von Beziehungen nicht den üblichen Traditionen zu folgen bzw. auch Neues oder Ungewöhnliches auszuprobieren. Man könnte sich beispielsweise fragen, ob man einen Partner wirklich aus der eigenen Überzeugung heraus heiraten möchte oder eher deshalb, weil es im eigenen Umfeld so üblich ist (wobei es heute gerade in urbanen Gebieten schon nicht mehr unkonventionell ist, wenn Menschen unverheiratet zusammenleben).
Venus-Uranus-Aspekte betonen die intellektuelle, kameradschaftliche Seite von Beziehungen. Auch ein Bedürfnis nach Abwechslung, eine Abneigung gegenüber zu viel Routine sind charakteristisch, ebenso wie die Vorstellungen einer idealen Beziehung.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Astrologie das Geburtshoroskop als ein Abbild der persönlichen Anlagen eines Menschen versteht, als eine Art innere Landkarte seines Potenzials, das im Laufe des Lebens zur Entfaltung gelangt. Planetenaspekte oder Zeichenbetonungen sind keine Ursachen – sie zeigen die Grundthemen an, mit denen ein Mensch in die Existenz tritt. Demzufolge scheinen sehr viele der Themen, die uns im Leben und in unserer Entwicklung begegnen, schon von Anfang an mitgegeben zu sein, als individuelle Grundstruktur, als Lebenserfahrungen, die schicksalhaft zu sein scheinen, und möglicherweise – so könnte man es sehen – auch in Form von Lebensaufgaben, die an uns gestellt werden.
Das ist aber ein komplexes Thema, das hier nicht weiter ausgeführt werden soll.

Ein Gedanke zu „Beziehungen leben

  1. Ich selbst habe zwar keine Venus-Uranus-Grundspannung im Geburtshoroskop. Jedoch habe ich die Konflikte über Transite und Auslösungen kennengelernt. Dazu muss ich sagen, dass ich mit meiner Venus im Krebs in Haus 1 im besten Aspekt zu Jupiter, Neptun und Pluto ein gehörigtes Maß an Grundharmonie mitbringe und auch mein Beziehungs(er)leben gestaltete sich mit dieser Konstellation sehr zufriedenstellend. Als jedoch der laufende Uranus im Widder in Spannung zu meiner Venus kam, wirbelte er mein Beziehungsleben gewaltig auf. Plötzlich geriet alles in Unordnung! Ich erlebte alle möglichen „Störfeuer“, die mich schon glauben ließen, ich sei beziehungsunfähig…. bis ich erkannte, dass ich auch was an MIR verändern muss, um eine neue Beziehungsharmonie erleben zu können. Eine wahrlich spannende Erfahrung …

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