Vertrauen, wachsen und sich entfalten

Vertrauen, vor allem Vertrauen ins Leben, wird in der Astrologie mit dem Planeten Jupiter assoziiert. Auch das Feuerelement mit seiner Energie und Begeisterungsfähigkeit hat viel mit Vertrauen zu tun. Feuerzeichen sind Widder, Löwe und Schütze, ihre Herrscherplaneten Mars, Sonne und Jupiter. So lässt ein gut gestelltes Marsprinzip ein ausgeprägtes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten vermuten, das Selbstvertrauen, durch eigenes Handeln etwas bewirken zu können. Ein starker Jupiter wiederum verleiht den Glauben, dass sich Dinge gut entwickeln werden, viel Optimismus und Zuversicht und die Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat – unabhängig davon, ob das Individuum dabei an einen höheren, vorgegebenen Sinn, eine Art von göttlichem oder kosmischem Plan denkt oder an den Sinn, den ein Mensch selbst in seinem Leben findet. Das Jupiterprinzip steht allgemein für das menschliche Bedürfnis, das Leben in einem größeren Sinnzusammenhang zu sehen, Sinn und Bedeutung in allen Lebenserfahrungen zu erkennen. Eine Überzeugung zu haben, wofür man lebt, ist eine wichtige Antriebskraft auch unter belastenden Lebensumständen, um nicht aufzugeben und weiter zu tun, was man kann.
Jedes astrologische Prinzip kann so übersteigert oder so unreif gelebt werden, dass problematische Züge zum Vorschein kommen. Ein Zuviel an Jupiter oder ein unreif gelebter Jupiter kann sich in Selbstüberschätzung und arroganter Selbstgerechtigkeit äußern, in maßloser Übertreibung und der Überzeugung, die eigenen Sichtweisen seien der Maßstab der Welt. Das kann zum missionarischen Eifer werden, wenn Menschen ihre persönliche Weltanschauung als absolute Wahrheit betrachten und versuchen, sie anderen aufzudrängen. Da Jupiter ständig seine Grenzen erweitern möchte, könnte ein Übermaß an Jupiter sich in Problemen mit den Grenzen des Alltags zeigen, oder jemand könnte der Versuchung erliegen, sich nicht an herrschende Gesetze halten zu müssen.

Dass ein grundsätzliches Vertrauen ins Leben, in sich und in andere etwas Gutes und Hilfreiches ist, um im Leben zurechtzukommen, muss wohl nicht eigens betont werden. Die Fähigkeit, zu vertrauen, hängt eng mit der Beziehungsfähigkeit zusammen: Um sich voll und ganz auf Beziehungen einlassen zu können, muss man dem anderen vertrauen können. Umgekehrt werden auch bestehende Beziehungen darunter leiden, wenn Partner oder Freunde einander nicht vertrauen.
Von jeder an sich guten Qualität kann es aber auch ein Zuviel geben. Ein blindes Vertrauen oder Vertrauensseligkeit in den falschen Situationen kann sich negativ auswirken. Gerade wenn man von Beginn an sehr vertrauensvoll durchs Leben geht, etwa bei einem Geburtshoroskop mit starkem Jupiter oder viel Feuer, neigt man vielleicht zu der Annahme, alle anderen seien genauso vertrauensvoll, offen und auch vertrauenswürdig. Dass man sein Auto oder Fahrrad absperren sollte, begreifen vermutlich noch die meisten sehr vertrauensvollen Menschen. Etwas ganz anderes als der Schutz vor Dieben ist aber das Vertrauen, das man anderen im persönlichen Kontakt entgegenbringt. Ein Mensch mit viel Vertrauen wird beispielsweise selbstverständlich davon ausgehen, dass der andere den eigenen Äußerungen grundsätzlich Glauben schenkt – er wird auf das Vertrauen des anderen vertrauen. Es sind schlechte zwischenmenschliche Erfahrungen, wenn man feststellen muss, dass Menschen, die man als Vertrauenspersonen empfindet, das eigene Vertrauen nicht erwidern.
Ein Übermaß an Vertrauen könnte sich auch darin zeigen, dass man Persönliches an Menschen weitergibt, die man nicht genügend kennt, und darüber hinaus noch Dinge wie Anteilnahme, Akzeptanz, Verständnis bzw. Verstandenwerden erwartet.

Astrologie ist ein ganzheitliches System, in das alle menschlichen (und weltlichen) Erscheinungen eingeordnet werden können. Daher findet man im Horoskop auch Planetenprinzipien und Zeichen, zu deren Bedeutungsspektrum Vorsicht und Misstrauen gehören. Pluto und Saturn sind hier zu nennen, bei den Zeichen Skorpion, Steinbock und die Jungfrau.
Ist beispielsweise Jupiter durch einen Aspekt mit Saturn verbunden, sind auch die entsprechenden Qualitäten miteinander verbunden, d. h., wenn das eine Prinzip ausgedrückt wird, ist das andere immer mitbeteiligt. Bei Trigon- oder Sextilaspekten ist es in der Regel leichter, zwei Grundprinzipien harmonisch miteinander zu verbinden, wobei es sich bei Jupiter und Saturn um sehr gegensätzliche Antriebe handelt, die sich vielleicht nicht von vornherein mögen, aber einander ergänzen können. Bei einer Konjunktion sitzen zwei Prinzipien im selben Boot, wollen vielleicht ihrer jeweiligen Natur entsprechend in verschiedene Richtungen rudern und müssen sich miteinander arrangieren, damit der eine vom anderen profitieren kann.
Bei Quadrat- und Oppositionsaspekten kann es sein, dass man sich mit der einen Seite identifiziert und die andere nicht selbst auslebt oder sogar ablehnt, und vielleicht kommen einem diese Qualitäten dann von außen, durch andere Menschen entgegen. Wenn man bei einem derartigen Jupiter-Saturn-Aspekt blind vertraut, könnte man durch andere Begrenzungen oder Frustrationen erfahren, andere könnten einem Distanz, Kühle oder eine autoritäre oder kritische Haltung entgegenbringen. Erkennt man die Saturn-Seite dagegen als etwas Eigenes an, kann man immer noch vertrauen, aber mit einer gewissen Vorsicht. Schafft man es, die beiden Seiten auszubalancieren, wäre ein Jupiter-Vertrauen da, das gleichzeitig die Saturn-Qualitäten der Zurückhaltung, Mäßigung und des Realitätssinns miteinbezieht. Man könnte auch saturntypisch langsam und mit der Zeit in verschiedenen Lebensbereichen Vertrauen gewinnen, das dann aber Substanz hat.
In diesem Entwicklungsprozess könnte man auch erst einmal von übermäßigem Vertrauen zu übermäßigem Misstrauen wechseln oder zwischen beiden Polen schwanken, bis man ein Gleichgewicht gefunden hat.

Auch wenn es Situationen gibt, in denen Vorsicht und Skepsis angebracht und nötig sind, ist Vertrauen im zwischenmenschlichen Kontakt etwas sehr Wesentliches, wenn Beziehungen gedeihen und Menschen einander auf positive Weise begegnen sollen. Vertrauen im Umgang miteinander wirkt Kontrollbedürfnissen entgegen, die als Kontrollverhalten auf wenig Gegenliebe stoßen werden. Darüber hinaus ist Misstrauen etwas, das im Kontakt schnell spürbar wird und dazu führen kann, dass der andere verletzt reagiert und sich zurückzieht. Misstrauen wird sich in Beziehungen nicht positiv auswirken, egal um welche Art von Beziehung es geht.
Natürlich ist es manchmal nicht leicht, auch aufgrund von Erfahrungen, anderen immer wieder einen Vertrauensvorschuss zu geben. Natürlich kann man einwenden, dass Menschen sich auch im persönlichen Kontakt nicht immer vertrauenswürdig verhalten. Und dann muss auch eingeräumt werden, dass es Beziehungen gibt, die offenbar nicht dazu geschaffen sind, in gegenseitiger Verträglichkeit und auf einer Basis des Vertrauens stattzufinden, was dann weniger an mangelnder Vertrauensbereitschaft einer Person liegt als vielmehr am speziellen Zusammentreffen zweier Individuen, an ihrem Zusammenpassen. Vertrauen kann aber bei dem, dem es entgegengebracht wird, ein Gefühl der Verantwortung schaffen, ein Bewusstsein, dass dieses Vertrauen nicht missbraucht werden darf.
Spürbares Misstrauen kann beim anderen negative Gefühle oder ebenfalls Misstrauen hervorrufen, was dann zum Teufelskreis wird, in dem offene Kommunikation nicht mehr möglich ist. Ein Grundvertrauen ist notwendig, wenn zwischenmenschlicher Umgang fruchtbar sein soll. Jeder Mensch hat den Jupiter im Geburtshoroskop – jedem Menschen ist die Möglichkeit zum Vertrauen gegeben, auch wenn es nicht jedem gleich leicht fällt.

Eine weitere Bedeutung Jupiters ist sein Drang nach Wachstum, danach, die eigenen Grenzen zu erweitern und die Persönlichkeit zu entfalten. Dieser Wachstumsdrang kann, wenn er ausgewogen stattfindet, zu großer Fülle, auch zu Erfolg im Leben führen – Jupiter lässt den Menschen dann vertrauensvoll vorwärtsgehen, immer neue Bereiche erkunden und vieles erreichen. Saturn im Horoskop, etwa im Aspekt zu Jupiter oder bei ebenso starker Jupiter- wie Saturnbetonung, bringt aber zum Ausdruck, dass der Mensch auch Angst haben kann vor seinen höchsten Möglichkeiten, dass er davor zurückscheuen kann, stetig weiterzuwachsen. Saturn steht für das Bewahren, für das Festhalten am Bestehenden, das Sicherheit gibt. Zu wachsen und sich zu entfalten, bedeutet naturgemäß, sich zu verändern, was mit großer Unsicherheit verbunden sein kann. Auch hier sind Jupiter und Saturn, wie schon oben beschrieben, sehr gegensätzlich, und auch hier wird es förderlich sein, eine Balance zwischen beiden Prinzipien zu finden.

Eines der Dinge, wozu das Geburtshoroskop sich gut eignet, ist, die Lebensbereiche zu finden, die sich stärkend, belebend oder wachstumsfördernd auf einen Menschen auswirken, wenn er sich diesen Bereichen zuwendet. In dem Haus, in dem Jupiter im Horoskop steht, besteht ein natürliches Potenzial für Wachstum und Erweiterung, dieser Bereich kann ein Gefühl von Lebenssinn und größeres Vertrauen ins Leben vermitteln.
Auch in den Häusern von Sonne, Mars und Venus könnte bewusst nach Aktivität oder Ausdruck gesucht werden. Das Haus der Sonne wird als Bereich des individuellen Selbstausdrucks gesehen, im Haus von Mars kann man viel Energie aufbringen, um Ziele zu erreichen, und im Haus der Venus könnte man Genuss und Vergnügen finden. Der Vollständigkeit halber: Das Haus des Mondes gilt als der Bereich, in den man sich instinktiv zurückzieht, in dem man sich vielleicht auch zuhause fühlt. Merkurs Haus zeigt üblicherweise einen Bereich, für den man sich interessiert und dem die gedankliche Beschäftigung gilt. Die Aspekte der Planeten sollten bei einer solchen Deutung natürlich einbezogen werden.
Wie leicht ein Prinzip in einem Lebensbereich dann ausgedrückt werden kann, hängt neben anderen Faktoren auch von der Aspektierung des Planeten ab und davon, welche anderen Planeten im selben Haus stehen. Manchmal braucht es vielleicht mehr Anstrengung, mehr Zeit und Geduld, um schwierigere Konstellationen zu einem immer besseren Ausdruck zu bringen. Die Konzentration auf die Bereiche, die Entfaltung, Stärkung und größere Lebensfreude versprechen, entspricht aber dem Ansatz, dass problematische Themen oder Konflikte manchmal nicht gelöst, sondern nur überwachsen werden können, indem die Aufmerksamkeit gezielt auf Positives gerichtet wird – etwa auf das, was ein Mensch in seinem Leben wirklich will, auf Wünsche und Zukunftsvorstellungen und die Wege, die dorthin führen könnten.
Natürliche Stärken und Ressourcen lassen sich auch in Aspekten finden, vor allem in den „fließenden“ Trigonen und Sextilen, je nach den beteiligten Planeten eventuell auch in Konjunktionen.

Auch die Transite Jupiters sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Von Astrologie-Einsteigern können sie leicht überschätzt werden, gilt doch Jupiter in der traditionellen Deutung als „Glücksplanet“. Vielleicht verlaufen Angelegenheiten tendenziell wirklich günstiger, wenn Jupiter gerade einen wichtigen persönlichen Punkt transitiert. Vor allem aber scheinen seine Transite Möglichkeiten und Chancen anzuzeigen, die zum eigenen Vorteil genutzt werden können – ob man in der konkreten Situation dann auch dazu in der Lage ist, liegt nicht im Aussagebereich des Transits. Meiner Erfahrung nach sind seine Transite wahrnehmbar, bestehen aber oft nur in Mini-Gelegenheiten, die schnell wieder vorbei sind. Manchmal sind es Möglichkeiten, um kleinere Unstimmigkeiten oder Missverständnisse geradezubiegen oder zu korrigieren. Manchmal bedeutet ein Jupitertransit einen kleineren Anlass für ein beglückendes Erleben. Und manchmal hat man keine reale Chance, auf eine Gelegenheit zu reagieren. Es hängt natürlich von der eigenen Stimmung und inneren Verfassung ab: Ist man gerade in guter Stimmung und voll Selbstvertrauen, wird man jede Möglichkeit, zu wachsen, mit Freuden begrüßen. Zweifelt man gerade an sich selbst oder fühlt man sich unglücklich, wird man sich schwerer zu Aktivitäten durchringen können oder Gelegenheiten gar nicht wahrnehmen. Die jeweilige Grundkonstellation im Geburtshoroskop, die durch den Jupitertransit angesprochen wird, und andere Transite zur selben Zeit spielen dabei mit eine Rolle.

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