Saturn und Uranus – wie Gegenspieler sich anfreunden

Wenn man ein neues Projekt beginnt, ist da zuerst eine Idee. Aus einem schöpferischen Impuls heraus kommt man auf einen Gedanken, der weitere Gedanken um sich versammelt. Die Idee weitet sich allmählich aus, bleibt aber im Bereich der Möglichkeiten und hat so noch etwas Ideales und Unantastbares.
Erst wenn man sich entschließt, aus der Idee etwas Greifbares zu machen (wie eine Geschichte zu schreiben oder einen Blog), wird aus der vollkommenen Idee eine unvollkommene Form, die der Prüfung in der Realität standhalten muss. Wenn man sich festlegt und der Idee eine ganz bestimmte Form gibt, gehen die anderen Möglichkeiten verloren, und natürlich kann keine konkrete Form an die ursprüngliche Vision ganz herankommen. Aber erst dann kommt die Idee in der alltäglichen Wirklichkeit an, bekommt Substanz und wird auch für andere brauchbar, sie wird festgehalten, während die Idee allein irgendwann verpuffen würde.

Dieser Ablauf beschreibt die Urprinzipien Uranus und Saturn, die in der Astrologie Gegenspieler sind und sich gleichzeitig ergänzen. Uranos, der Himmelsgott im griechischen Mythos, herrscht über den weiten, grenzenlosen Himmel, repräsentiert also die Welt des Geistigen, der Ideale und Ideen und drückt damit auch grenzenlose Freiheit aus. Ohne den erdhaften Saturn würde Uranus allerdings ausschließlich in geistigen Sphären schweben und keine seiner Visionen verwirklichen. Saturn würde ohne Uranus im Althergebrachten bleiben und hätte keine Vorstellung davon, was sich verbessern und verändern könnte. Uranus ist der Idealist, Saturn der Realist. Saturn verschafft Uranus die nötige Bodenhaftung und Verankerung in der Wirklichkeit, während Uranus für Veränderung sorgt. Und Saturn übernimmt die Verantwortung, die Uranus fehlt.

Dass beide Prinzipien auf diese Weise voneinander profitieren, ist wohl meistens nicht von vornherein gegeben, was von ihrer Gewichtung im Horoskop und noch anderen Faktoren abhängt, wie etwa der persönlichen Reife. Ein starker Uranus kann Saturn ablehnen oder wird das vermutlich erst einmal tun, weil er die Vollkommenheit seiner Möglichkeiten und Ideale nicht beschnitten haben möchte. In der Mythologie wird Uranos von seinem Sohn Kronos (der griechischen Entsprechung zum römischen Saturn) entmannt, nachdem er einige seiner Nachkommen, die monströsen Einäugigen und Hundertarmigen, in die tiefsten Abgründe der Unterwelt verbannt hat. Psychologisch übersetzt, setzt Saturn der Vorstellungswelt von Uranus Grenzen, der wiederum im Gegensatz zu Saturn das Irdische, Grobe, Hässliche ablehnt. Saturn sorgt aber auch dafür, dass die uranischen Ideen in die Realität umgesetzt werden können, denn Kronos wird nach dem Sieg über den Vater der Herrscher über die Erde.
Saturn kann Uranus als Unruhestifter empfinden, der die bestehende Ordnung herausfordert und Bewährtes im Namen des Fortschritts zerstört. Wenn jemand viel stärker saturn- als uranusbetont ist, kann es sein, dass er lieber über Jahre Lasten trägt, statt das Risiko einer Veränderung einzugehen. Dann zeigt sich ein Saturn, der in den gewohnten Formen erstarrt und ein Gefangener seines Pflichtbewusstseins wird.
Wenn beide zu ihrem Recht kommen, ist es ein Wechselspiel aus Phasen der Veränderung und der Erhaltung, eine Balance zwischen Idealen und der Umsetzung innerhalb der Grenzen des Wirklichen.

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