Woher kommt es, dass manche ihr Sonnenzeichen sehr deutlich ausdrücken und andere sich kaum darin wiederfinden?
Wir bestehen aus vielen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die in uns angelegt sind und die sich im Geburtshoroskop in bestimmten Anordnungen zeigen. Die Sonne ist davon nur ein Teil, ebenso wie der Aszendent oder der Mond, wobei die Sonne das Zentrum, der Kern unseres Wesens ist und daher besondere Beachtung braucht. Die Sonne reift im Laufe des Lebens, sie gibt uns ein Gefühl von individuellem Lebenssinn. Sie sollte scheinen, aber nicht immer kann sie das auch. Wenn vielleicht andere Anteile viel stärker ausgeprägt sind als die Sonne, identifiziert sich jemand eher mit diesen Eigenschaften als mit denen seines Sonnenzeichens. Vielleicht steht die Sonne in einem Element, das sonst nicht vorhanden ist. Das wäre zum Beispiel der Fall bei einer Fischesonne in einem Horoskop mit den übrigen Planeten in Luft- und Erdzeichen, wodurch die Fischesonne keine Unterstützung durch ihr eigenes, das Wasserelement, hätte. Der Mensch mit Fischesonne würde sich dann eher mit den rationalen und nüchternen Luft- und Erdqualitäten identifizieren, und die sensiblen und gefühlvollen Qualitäten des Fischezeichens hätten es schwerer, zum Ausdruck zu kommen.

Das Sonnenprinzip spiegelt unser Bedürfnis nach Individualität und Einzigartigkeit wider, es ist eine unserer Grundmotivationen, uns selbst auf unverwechselbare Weise zum Ausdruck zu bringen. Die Eigenschaften des Sonnenzeichens sind das eine, aber auch das Sonnenprinzip selbst will gelebt werden. Im Geburtshoroskop zeigt sich, wie es jemandem mit dem Ausdruck dieses Prinzips geht. Zusätzlich spielen das kulturelle Umfeld und der Familienhintergrund eine Rolle, denn nicht immer ist Individualität ein Wert, der geschätzt und gefördert wird. Wenn erwartet wird, dass alle gleich zu sein haben und niemand seine individuellen Fähigkeiten und Begabungen zur Geltung bringen darf, untergräbt das die Individualität und damit das Gefühl von persönlicher Bedeutung – die Sonne darf nicht scheinen.
Gleichzeitig ist jeder Mensch Teil der Gesellschaft und der Menschheit. Dementsprechend stehen kollektive, gemeinschaftliche Prinzipien im Horoskop dem solaren Bedürfnis nach individueller Bedeutung gegenüber. Wenn nun die Sonne im Horoskop vielleicht in einem kollektiven Haus steht, also in Bereichen, in denen es um die Verbundenheit mit etwas Größerem geht, darum, über die Grenzen des eigenen Ichs hinauszutreten, dann hat die Sonne es dort schwerer, ihr individuelles Licht leuchten zu lassen. Möglicherweise werden andere dann schnell als selbstsüchtig oder egozentrisch empfunden, denen es einfach nur leichter fällt, sich als eigenständige und einzigartige Persönlichkeit wahrzunehmen und entsprechend zu verwirklichen. Und gerade diese persönliche Entfaltung trägt ja zur Entwicklung des Kollektivs und des Lebens als universellem Prinzip bei.

In unseren Beziehungen zu anderen gilt es, eine Balance herzustellen zwischen Eigenständigkeit und Verbundenheit. Planetenprinzipien wie Venus und Mond drücken unsere Bedürfnisse nach Kontakt und Nähe zu anderen aus. Das Licht der Sonne kann dann auch zu hell scheinen und sollte auch wieder zurückgenommen werden können.
Aber der Sonne Ausdruck zu verschaffen, im Zeichen, in dem sie steht, in dem Lebensbereich, in dem sie sich entfalten kann, in den Verbindungen, die sie mit anderen Planetenprinzipien eingeht, verhilft zu einem Gefühl der persönlichen Bestimmung und Berufung in unserem Leben. Die Sonne gibt Antworten auf die Frage nach dem Zweck unseres Daseins.