Wie wir in die Welt hinaustreten

Dieser Blog ist kein Lehrbuch der Astrologie. Zu jedem einzelnen Horoskopfaktor wie den Planeten, den Mondknoten oder dem Aszendenten werden ganze Bücher geschrieben. Der geflügelte Bote kann daher nur interessant oder wichtig erscheinende Happen herausgreifen und Wissen wie Gedanken in überschaubaren Blogartikeln servieren.

Vom Aszendenten wird manchmal behauptet, er werde mit der Zeit immer wichtiger als das Sonnenzeichen, was nicht stimmt, weil die Sonne immer unser Wesenskern und zentraler Ausdruck unserer Individualität bleibt. Der Aszendent ist kein Planet und daher auch kein Grundantrieb, sondern mehr ein Mantel äußeren Verhaltens, den man sich umhängt. Und man kann ihn, je nach dem Zeichen, in dem er steht, als Wegweiser verstehen.
Der Aszendent ist, gemeinsam mit den drei anderen Eckpunkten im Horoskop, mit der Geburtserfahrung verbunden, damit, wie wir in die Welt hinaustreten. Auch der körperliche Typus zeigt sich am meisten an den vier Ecken, am Aszendenten, Deszendenten, Medium coeli und Imum coeli, wobei auch Planeten im ersten Haus und stark betonte Planetenprinzipien, im geringeren Ausmaß Sonne und Mond, das körperliche Erscheinungsbild mitbestimmen.
Unsere individuelle Geburtserfahrung, unser erster Eindruck von der Welt, spiegelt sich also in den Themen des Aszendenten wider. In Analogie dazu zeigt er im späteren Leben an, wie wir in neue Erfahrungen hineingehen, wie wir Neues beginnen, und wie wir auf die Umwelt zugehen, aufgrund dessen, wie wir die Welt im Allgemeinen wahrnehmen und erleben. Ein typischer Steinbock-Aszendent verhält sich bei Neuanfängen eher zögerlich und zurückhaltend und fragt sich, ob er einer Aufgabe auch wirklich gewachsen ist, ein typischer Schütze-Aszendent dagegen stürzt sich mit Begeisterung in die neue Erfahrung hinein.
Er beschreibt den äußeren Eindruck, den wir auf andere machen, was auch durch Planeten im ersten Haus oder durch Planeten, die durch einen Winkelaspekt mit ihm verbunden sind, mitgefärbt wird. Ein Jungfrau-Aszendent mit Mars und Jupiter in unmittelbarer Nähe wird in neuen Situationen nicht mehr so vorsichtig auftreten, wie es ein „reiner“ Jungfrau-Aszendent tun würde.
Das Aszendentenzeichen kann in einem starken Gegensatz zum Sonnenzeichen oder zu anderen Horoskopfaktoren stehen. Entweder unterscheidet sich dann das äußere Auftreten sehr von der Persönlichkeit, die hinter dieser Hülle zum Vorschein kommt, oder die Qualitäten des Aszendentenzeichens haben es schwerer, zum Ausdruck zu kommen. Letztendlich spielt aber immer das gesamte Geburtshoroskop eine Rolle, in dem bestimmte Persönlichkeitsanteile sich mit anderen reiben können und in den Hintergrund treten, während andere sich deutlich zeigen und sichtbar ausgedrückt werden. Für Sonnenzeichen und Aszendent gilt ebenso wie für die Gesamtheit unserer persönlichen Anlagen, dass mit zunehmender Reife – idealerweise – die Gegensätze immer geringer werden und die Persönlichkeit immer mehr zu einer harmonischen Einheit wird.

Vor allem dann, wenn ein langsam laufender Planet wie Pluto den Punkt überquert, der dem Aszendenten im individuellen Geburtshoroskop entspricht, wenn er den Aszendenten, bildlich gesprochen, „berührt“, macht sich bemerkbar, dass er Teil einer Achse ist, als Gegenpol den Deszendenten, das Gegenüber hat und eng mit Beziehungen verknüpft ist. Die Achse Aszendent-Deszendent wird auch als die Ich-Du-Achse bezeichnet – man tritt als eigenständiges Individuum in Beziehung zum anderen. Am Aszendenten ist auch das Ich-Gefühl, das Gefühl für die eigene Identität, verankert. Wenn nun Uranus, Neptun oder Pluto in ihrem Lauf durch den Tierkreis diese Achse des individuellen Horoskops erreichen, drückt das einen Wandel im Bereich dieses Identitätsgefühls und im Bereich persönlicher Beziehungen aus.
Alle drei genannten Planetenprinzipien bedeuten Veränderung, ein Auflösen alter Strukturen zugunsten von neuen, wobei jedes dieser Prinzipien darin seine eigene Charakteristik hat. Pluto etwa wird gern mit dem Ausdruck „Stirb und Werde“ umschrieben, der einem Gedicht von Goethe entnommen ist. Ein so ausgeprägter Wandel darin, als welche Person man in die Umwelt hinaustritt, geht auch oft damit einher, dass enge zwischenmenschliche Beziehungen dem nicht standhalten. Ein (natürlich ideeller) Kontakt von Pluto mit dem Aszendenten kann auch bedeuten, dass man sich sehr lange in einer Situation befindet, in der das Alte nicht mehr trägt und das Neue sich noch nicht oder nur zögernd zeigt, sei es als etwas von außen Kommendes oder als eigene Aktivitäten.
Dabei können uns gerade solche Erfahrungen mit uns selbst in Kontakt bringen und zu größerem innerem Reichtum führen. Zu Pluto-Themen soll aber ein eigener Artikel folgen.

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