Mars und das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit

Um zu wissen, was wir wollen, und das Nötige zu tun, um es zu bekommen, brauchen wir Mars. Der römische Mars ist ebenso wie der griechische Ares ein Kriegsgott, in ihm spiegelt sich das Prinzip des Kampfes wider. Mars ist der Ausführende für die Wünsche und Bedürfnisse der anderen Planetengötter, allen voran der Sonne, als deren verlängerter Arm er gilt. Er ist derjenige, der loszieht und die Dinge umsetzt, die die Sonne als für sich richtig erkannt hat, und er symbolisiert auch die dafür nötige Willenskraft. Die Marsenergie ist wesentlich für Selbstentfaltung und Wachstum der Persönlichkeit.

Das Licht der Sonne steht für Bewusstheit und Erkenntnis, aber das Bewusstsein der Sonne ist etwas anderes als die Tatkraft des Mars. Das zeigt sich dort, wo wir zwar bewusst etwas erkannt haben, wo wir wissen, was geändert werden müsste, es aber nicht in die Tat umsetzen.

Mars wird im Geburtshoroskop, wie die anderen Planetenprinzipien auch, nach seinem Zeichen, Haus und seinen Aspekten zu anderen Planeten und Punkten interpretiert. Dementsprechend setzt er sich bei dem einen sehr direkt durch, ist vielleicht auch ungeduldig oder impulsiv und braucht viel körperliche Betätigung, um einen Überschuss an Energien abzubauen, während der andere sich nur schwer behaupten kann und lange braucht, um in Schwung zu kommen.
Beispielsweise bedeuten Spannungswinkel oder eine Konjunktion zwischen Saturn und Mars, wenn man dieses Bild übersetzt, zuerst einmal eine Begrenzung und Hemmung des Marsprinzips, des Antriebs, der Selbstbehauptung und Durchsetzung der eigenen Interessen. In der grundlegendsten Bedeutung zeigen die Bereiche, die Saturn im Horoskop berührt, wo wir uns zunächst unzulänglich fühlen und uns vor Verletzungen zu schützen versuchen, wo wir aber durch Arbeit an uns selbst auch Fähigkeiten entwickeln können. Ein entwickelter Saturn in Verbindung mit Mars bringt auch viel Ausdauer und Zähigkeit und die Fähigkeit, Hindernisse überwinden zu können.
Mars im herausfordernden Aspekt zu Saturn hat vielleicht Angst vor den eigenen Handlungen, er handelt dann äußerst vorsichtig und hält seine Energie zurück. Es kann ihm schwerer fallen, sich gegenüber allfälligen Ungerechtigkeiten oder Grenzüberschreitungen zur Wehr zu setzen und Ärger offen und adäquat auszudrücken. Wenn Mars auf solche Art blockiert ist, kann langfristig das Gefühl entstehen, nichts bewirken zu können, was zu Resignation und einer passiven Lebenshaltung führt. Mars‘ Natur ist aber die Aktivität, und ein Mars, der für die Erreichung seiner Ziele nicht tun kann, was er tun will, weil er sich daran gehindert fühlt oder tatsächlich daran gehindert wird, kann – ebenfalls seiner Natur gemäß – ziemlich wütend werden. Ein Mars im dritten Haus beispielsweise will offen kommunizieren können, er will sich zu persönlich wichtigen Dingen äußern können. Mars im fünften Haus will in schöpferischen Tätigkeiten seine Individualität ausdrücken, und Mars im sechsten Haus will sich in der täglichen Arbeit durchsetzen und sich individuell einbringen. Mit starken Saturnaspekten ist dieser natürliche Mars-Ausdruck aber (zunächst) erschwert.
Häufig bei solchen Aspekten ist auch die Neigung, zunächst entweder zu viel oder zu wenig zu tun, bis man weiß, wie viel Aktivität nötig ist, um Anforderungen zu bestehen. Charakteristisch ist auch Unentschlossenheit, die durch den Konflikt zwischen Mars, der etwas tun will, und Saturn, der zögert und zurückhält, hervorgerufen wird.
Mars will seine individuelle Identität behaupten. Er will zeigen: „Das bin ich“ und „das bin ich nicht“, und das dort und auf die Art und Weise, die durch seine Zeichen- und Hausstellung und durch seine Aspekte angezeigt wird. Sich um seinen Lebensbereich im Geburtshoroskop zu kümmern und dort aktiv zu sein, stärkt den Mars und das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit. In kleinen Schritten durch eigene Aktivität und Initiative Dinge zu erreichen, schafft bei dynamischen Mars-Saturn-Aspekten mit der Zeit mehr Selbstvertrauen. Mit der Saturnbremse am Mars muss man sich vermutlich aufraffen und überwinden, aber schließlich geschieht nie etwas von allein, auch mit der größten Bewusstheit nicht.

Mars ist das Prinzip der Aggression im neutralen Sinn, nicht Aggressivität und Gewaltbereitschaft, sondern die Fähigkeit, Dinge in Angriff zu nehmen, um für das eigene Leben zu sorgen. Manchmal kann das auch bedeuten, sich mit Ellenbogen durchzusetzen, für etwas zu kämpfen auch gegen die Interessen anderer. Mars drückt die Macht aus, über das eigene Leben bestimmen zu können. Aggressivität entsteht erst aus der Unterdrückung dieses Prinzips, aus einem Gefühl der Schwäche und der Unmöglichkeit, sich für die eigenen Ziele einzusetzen, sei es durch äußere Unterdrückung oder durch innere Blockaden.
Natürlich braucht es im Zusammenleben mit anderen und in der Gemeinschaft auch eine gewisse Mäßigung des Mars, denn Mars an sich ist nicht sozial gesinnt. In unserer Gesellschaft ist dieses Prinzip nicht so geachtet wie in römischer Zeit – „Egoismus“ wird für gewöhnlich abgelehnt als etwas, das nicht sein sollte, direkt geäußerter Ärger und Wut werden als „aggressiv“ verurteilt. Ein intaktes Marsprinzip ist aber notwendig, um aktiv seine Ziele verfolgen zu können, auch mit der nötigen Willensstärke, und es ist wesentlich für die körperliche wie die seelische Gesundheit.

Auch zum Beispiel starke Neptunaspekte zu Mars, vor allem Quadrat, Opposition und Konjunktion, können den direkten Ausdruck des Mars erschweren. Neptun symbolisiert die Auflösung aller Grenzen und Aufhebung des Getrenntseins, er steht für spirituelles Streben, für Träume und Phantasien, für Sehnsüchte nach Verschmelzung und Einssein, nach einem paradiesischen Urzustand ohne Konflikte. Nach Neptuns Geschmack darf es egoistische Motive nicht geben, daher verursacht die Regung, etwas für sich selbst zu wollen, leicht Schuldgefühle oder Trennungsängste, denn der individuelle Wille von Mars hebt auch die Verschmelzung auf. In der Folge wird Mars unterdrückt, oder es wird versucht, den eigenen Willen auf sehr versteckte Art und Weise durchzusetzen. Oft fällt es schwer, Verantwortung für die eigenen Handlungen zu empfinden und zu übernehmen. Häufig ist auch eine Opferhaltung oder Demonstration eigener Verletzlichkeit, damit andere sich schuldig fühlen und wiederum die eigenen Bedürfnisse durchgesetzt werden können.
Eine entwicklungsorientierte Astrologie geht davon aus, dass an allen Problemen, die durch schwierige Aspekte angezeigt werden, bewusst gearbeitet werden kann. Das Marsprinzip kann im Lauf der Zeit angenommen und in die Persönlichkeit integriert werden. Bei Neptunaspekten zu Mars kann alles, was Neptun im positiven Sinn zu bieten hat, durch die Aktivität und Energie des Mars eingebracht werden: Man könnte sich die große Imaginationsfähigkeit und den Zugang zum gesamten Spektrum menschlicher Gefühle in künstlerischem Tätigsein zunutze machen, oder man bringt das neptunische Einfühlungsvermögen in der Arbeit mit Menschen ein, zum Beispiel in einem helfenden oder Heilberuf. Genauso könnte Neptun-Mars auch ein Vermittler spiritueller Inhalte sein.

Mars ist ein körperliches, kein geistiges Prinzip. Da es in der Verbindung mit Neptun also sehr um die Verkörperung neptunischer Qualitäten geht, überrascht es nicht, dass man bei der Suche nach bekannten Künstlern mit Mars-Neptun-Aspekten vor allem (begnadete) Schauspieler findet: Meryl Streep, Robert De Niro, Juliette Binoche, Winona Ryder, Emma Thompson und Robin Williams haben alle den Mars und noch andere Planeten im Aspekt zu Neptun.

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